Kfz-Versicherung: Preisfalle oder Sparpotenzial?
Bald beginnt wieder die Wechselsaison der Kfz-Versicherung. Viele Fahrzeughalter nutzen die Gelegenheit, ihren Vertrag zu kündigen und zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln – oft, um ein paar Euro im Jahr zu sparen. Doch lohnt sich dieser jährliche Wechsel wirklich?

Preis ist nicht alles
Grundsätzlich gilt: Eine Kfz-Versicherung ist mehr als nur ein Preisvergleich. Neben der Prämie entscheiden auch die vertraglichen Vereinbarungen über Leistungserweiterungen und Einschränkungen. Wer nur auf die günstigste Police setzt, erlebt im Schadenfall mitunter ein böses Erwachen.
Unterschiede in der Haftpflicht
Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist in Deutschland Pflicht. Während alle Versicherer die gesetzliche Mindestdeckung anbieten müssen, unterscheiden sie sich bei den Höchstgrenzen. Ein Beispiel: Für Vermögensschäden schreibt der Gesetzgeber mindestens 50.000 Euro vor. Manche Anbieter gewähren zwar eine hohe pauschale Deckungssumme (z. B. 100 Mio. Euro), beschränken aber gleichzeitig die Entschädigung bei Vermögensschäden.
Kasko: Leistungen genau prüfen
Noch deutlicher zeigen sich Unterschiede in der Kaskoversicherung:
Sind nur Marderbisse versichert – oder Tierbisse aller Art?
Zahlt der Versicherer nur bei Wildunfällen – oder bei Kollisionen mit sämtlichen Tieren?
Wird ein Abzug „neu für alt“ vorgenommen?
Gibt es einen Verzicht auf den Einwand grober Fahrlässigkeit?
Solche Klauseln entscheiden im Ernstfall über Tausende Euro – und relativieren eine kleine jährliche Ersparnis schnell.
Fahrweise und Typklasse: So sparen Sie wirklich
Statt jedes Jahr den Anbieter zu wechseln, steckt das größere Sparpotenzial oft im eigenen Fahrverhalten und in der Fahrzeugwahl. Ein entscheidender Faktor ist die Typklasse: Modelle mit niedriger Einstufung verursachen geringere Beiträge. Laut GDV gehören unter anderem der Fiat 500 1.2, der Hyundai i10 1.1 oder der VW Polo V 1.2 zu den günstigen Fahrzeugen.
Risiko Autodiebstahl
Die Teilkasko deckt auch Fahrzeugdiebstahl ab. Hier sollten Halter besonders gefährdeter Modelle genau hinschauen: Beliebt bei Dieben sind etwa der Toyota LandCruiser, der Lexus NX oder der Chrysler Grand Cherokee. 2024 mussten die Versicherer insgesamt rund 293,5 Mio. Euro für Autodiebstähle zahlen.
Werkstattbindung: Günstig, aber mit Einschränkungen
Um Kosten zu reduzieren, bieten viele Versicherer Tarife mit Werkstattbindung an. Der Vorteil: Günstigere Beiträge. Der Nachteil: Bei Neuwagen kann dies mit Garantiebedingungen kollidieren. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte deshalb genau prüfen, ob sich diese Option lohnt.
Leasing und Finanzierung: GAP-Deckung beachten
Bei Leasing- oder Finanzierungsverträgen sind Teil- und Vollkaskoversicherung Pflicht. Zusätzlich wichtig: die GAP-Deckung. Sie schließt die Lücke zwischen dem Wiederbeschaffungswert des Autos und der oft höheren Restschuld aus dem Vertrag. Ohne diese Absicherung kann es im Totalschaden oder Diebstahlfall teuer werden.
Auch ältere Autos brauchen Schutz
Ein häufiger Irrtum: Vollkasko lohnt sich nur bei Neuwagen. Doch entscheidend ist nicht nur der Fahrzeugwert, sondern auch die persönliche finanzielle Situation. Für jemanden mit 1.500 Euro Nettoeinkommen kann ein 6.500-Euro-Auto ein existenzielles Risiko darstellen – für einen Manager mit Millionen-Einkommen dagegen kaum. Deshalb sollte die Absicherung stets individuell anhand der Einkommens- und Vermögenslage geprüft werden.
Fazit: Beratung statt Schnellschuss
Die Kfz-Versicherung ist kein reiner Preisartikel. Viel wichtiger sind passende Leistungen, persönliche Absicherung und ein Vertrag, der im Schadenfall wirklich trägt. Wer sich Zeit nimmt und seinen Bedarf sorgfältig analysiert – etwa nach DIN-Norm im Modul „Reise & Mobilität“ –, vermeidet böse Überraschungen und findet die Police, die wirklich passt.